Block 1: Einführung in die Traumatheorie und Selbstfürsorge (2 Tage)
Im ersten Block machen wir Sie mit den theoretischen Grundlagen vertraut, die aber ganz praktisch angewandt werden. So erfahren Sie unmittelbar, wie wichtig Selbstfürsorge und Ressourcenorientierung sind – und wie das geht.
- Grundlagen der Trauma- und Dissoziationstheorie
- Ressourcenorientierung und Selbstfürsorge
- Das Denker-/Häschen – Verarbeitungsmodell
- Ressourcen mobilisieren: Die Arbeit im Ressourcenbereich
- Ressourcenbarometer: die (Mit)Arbeitsfähigkeit aller Beteiligten prüfen
- Notfallreaktion und Dissoziation
- Normalisierungsintervention in Pädagogik und Beratung
- Trauma und Stress – Unterscheidungen/Gemeinsamkeiten
- Symptome und Diagnosen Erwachsene
- Mono/Komplex/Entwicklungstraumatisierung
- Gedächtnisbildung unter widrigen Umständen
- Sichere Orte – Unterschiedsbildung im Hier und Jetzt
- Arbeit mit der Zeitlinie
- Dissoziationsstopps und Reorientierung: wieder auf den Boden kommen
- Ressourcenzoom
Block 2: Entwicklung des Gehirns, traumasensible soziale Arbeit und Umgang mit Symptomen (2 Tage)
Im zweiten Block wenden wir uns den Anfängen zu: wie strukturiert sich das Gehirn in der Kindheit, welche Auswirkungen hat das unter widrigen Bedingungen, (wie) kann man darauf noch Einfluss nehmen? Das Modell der neurosequentiellen Strukturierung klingt nur kompliziert, ermöglicht aber ganz neue Zugänge selbst auf die Spannungsregulierung Erwachsener. Wir erarbeiten mit Ihnen die traumapädagogischen Standards für Ihren Arbeitsalltag und erweitern sie um dissoziations-sensibles Arbeiten. So wird Partizipation möglich! Wie gut, dass nicht nur Kinder hier gemeint sind, sondern alle Altersstufen und Kontexte.
- Das durchlässige Gehirn: Entwicklung, Struktur und Nutzung des Gehirns
- Grundlegende Unterschiede in der Verarbeitung bei Kindern und Erwachsenen
- Neurosequentielle Entwicklung des Gehirns
- Empathieentwicklung
- Folgen von Vernachlässigung und früher Traumatisierung
- Symptome und Diagnosen bei Kindern
- Wie kann das nachgebessert werden
- Nachnähren
- Rhythmisierung des Alltags
- Beratung/Therapie/Pädagogik – Unterschiede und Verbindungen
- Traumasensible soziale Arbeit: erweiterte traumapädagogische Standards
- Sichere Orte in der Institution
- Innere Wohlfühlorte
- Komm mir nicht zu nah: Nähe/Distanz-Regulierung im Kontakt
- Dissoziation heißt hier: Regeln sind was für Denker*innen!
Block 3: Stabilisierung und Distanzierung – Imaginationsübungen, Theorie und Praxis von Teilearbeit/Innerer Kind-Arbeit, traumasensibles Fallverstehen (3 Tage)
Wir kommen nicht umhin, uns etwas vorzustellen. Aber wir können entscheiden, ob es uns belasten oder Mut machen soll. Dabei helfen Imaginationsübungen. Dissoziation ist ein passiver psychischer Mechanismus, den wir aktiv durch Distanzierungstechniken ersetzen. Das lässt sich theoretisch begründen und praktisch erleben. Am dritten Tag betrachten wir alle bisher erarbeiteten Inhalte und versuchen damit Ihre Klient*innen besser zu verstehen und in der Umsetzung von Interventionen sicherer zu werden.
- Ego-State-Modell, Strukturelle Dissoziation und Persönlichkeitsentwicklung (sowie als Anwendungsbeispiele: Teilearbeitsmodelle, Innere Landschaften, Innere Kind-Arbeit)
- Distanzierung als Grundlage der Betrachtung von belastenden Ereignissen
- Imaginationsübungen – Phantasie nutzbar machen
- Zwischenlager
- Ein guter Ort für Gefühle
- Sicherer Ort und Innere Helfer*innen für Innere Kinder
- Abstandshalter, Schutzhülle und andere Distanzierungstechniken
- Distanzierungstechniken für unsichere Settings (wie Asylbefragung, Anhörungen, Nebenklage…)
- Lösungsorientierte Fragen: was hast du schon geschafft?
- Traumasensibles Fallverstehen
Supervision der ersten Umsetzungen (Normalisierungserklärung, erste Stabilisierung, Selbstfürsorge, Ressourcenorientierung)
Block 4: Storyboard und Traumadynamiken (2 Tage)
Ein wesentliches Prinzip im traumasensiblen Arbeiten ist neben der Distanzierung die Einordnung in der Zeit, um Erlebtes dorthin zu sortieren, wo es keinen Schaden mehr anrichten kann. Oft geht es da um kleine, aber wichtige Unterschiede: ist das jetzt? Ist das morgen? Oder war es gestern so? Auch im Helfersystem und den Familien wirken die nicht verarbeiteten Emotionen, die wir mit dem Traumaviereck betrachten und verändern können.
- Arbeiten mit dem Story-Board als Zeitlinienarbeit und zur Symptomreduzierung
- Ressourcen aktualisieren
- Film und Bildschirm als Metapher zur Kontrolle von Traumainhalten in Pädagogik und Beratung
- Bildschirm als Flashback-Kontrolle und Ersatztresor
- Traumadynamiken in Familie, Institution und Helfersystem: das Traumaviereck
- Profi-Position einnehmen und verankern
- Umgang mit anhaltender Bedrohung und Triggerkontexten (z.B. Täterkontakt, begleiteter Umgang, drohende Abschiebung) / Strukturelle Gewalt
- Formale Hilfen (OEG, Fonds sexueller Missbrauch o.ä.)
- kurze Vorstellung traumatherapeutischer Techniken (z.B. EMDR, EFT, Brainspotting)
Block 5: Transgenerationale Aspekte von Traumatisierung. Vorbeugung und Selbstfürsorge (2 Tage)
Wenn Traumadynamiken zwischen Erwachsenen und Kindern lebendig sind, werden Verletzungen der Älteren oft nahtlos an die Folgegeneration(en) weitergegeben, wir sprechen dann von transgenerationaler Traumatisierung. Aber auch der Umkehrschluss stimmt: wenn wir einen neuen Blick auf die Interaktion entwickeln, können wir die Ressourcen im Umgang stärken und die Weitergabe unterbrechen helfen. Da Familiendynamiken meist auch für die Profis besonders kräftezehrend sind, ist dies ein guter Platz, sich um die Selbstfürsorge im Arbeitssetting noch einmal explizit zu kümmern.
- Entwicklungsumgebung und Weitergabe durch Bindung und Interaktion
- Intuitive „elterliche“ Kommunikation
- Methoden zur (Wieder-)Entdeckung intuitiver elterlicher Kompetenzen
- Bindungstheorie – was wir brauchen
- Mechanismen transgenerationaler Weitergabe von Traumatisierungen
- Wohlfühlzustand in der Arbeit
- Indirekte/Sekundäre Traumatisierung
- Burnoutprophylaxe
- Was heißt das für den Kontakt mit Familien: Ressourcenorientiertes Arbeiten mit den Bezugspersonen
- Umgang mit Dynamiken im Mehrpersonensetting: Kind-Eltern, Paare
- Muster unterbrechen – wie gehe ich das an?
- Ressourcenblick auf Interaktionen
- Stabilisierungsübungen für das Ordnen der Erfahrungen: Zeitlinie, Original/Fälschung, duale Wahrnehmung
- Kollektive Traumatisierung und Machtstrukturen
- Ressourcentiere
Block 6: Trauma und System – Herkunftssysteme, Arbeiten im interkulturellen Kontext und die Kompetenz der Annäherung (2 Tage)
Familien sind oft der Kontext belastender Erfahrungen. Aber auch die wichtigsten eigenen Ressourcen sind meist hier zu finden – wenn man gezielt auf die Suche geht. Die Kontexte und Wertesysteme, in die wir hineingewachsen sind, formen unsere Wahrnehmung und sind unser Hintergrund für eine Annäherung an uns Unvertrautes.
- Familien- und andere Herkunftssysteme
- Loyalität und Zugehörigkeit
- Ressourcengenogramm – wie kann ich mein Herkunftssystem nutzen?
- Welche Kontexte prägen uns und formen unsere Annäherung?
- Offenheit herstellen, Grenzen setzen – wo stehe ich als Helfer*in im System?
- Spannungsregulierung im Kontakt mit Unvertrautem
- Interkulturelle Interventionen mit dem Lösungsportrait (MacLachlan)
Block 7: Projektvorstellung (2 Tage)
Entlang der Projekte werden die Inhalte des Curriculums noch einmal integrierend beleuchtet und Fragestellungen aufgegriffen, die sich aus den Arbeiten der Teilnehmer*innen ergeben
z.B. (richtet sich nach Anliegen und Aufgabenstellungen aus den Projekten)
- meine Rolle als Traumapädagog*in im System
- Wie erkläre ich meiner Zielgruppe, was im Gehirn passiert?
- Welche Fragen sind in der Planung oder Durchführung der Projekte aufgetaucht?
- Welche Interventionen sind im Verlauf der Beratung oder Hilfe sinnvoll (Beratungs-/Hilfeplanung)? …
Was Sie zwischen Block 7 und 8 tun sollten:
- Schriftliche Dokumentation des Projekts in Eigenarbeit (bzw. Kleingruppe)
Erstellen und Einreichen der schriftlichen Projektdokumentation (Umfang etc. siehe www.institut-berlin.de/FAQ) bis spätestens 1 Woche vor dem 8. Block (kann nach Absprache auch nachgereicht werden).
Block 8: Supervision, Rituale und Abschluss (3 Tage)
Die abschließende Supervision greift offene Fragen aus der Umsetzung der Projekte oder von Fallbeispielen, Selbstfürsorgeanliegen oder Dynamiken in der Institution auf
- 2 Tage Supervision in 9er Gruppen
- Abschließende Integration der Weiterbildungsinhalte in die alltägliche Beratungs- bzw. pädagogische Arbeit
- Rituale in der Arbeit mit traumatisierten Menschen
Übergänge und Abschied
- Abschluss der Weiterbildung und Übergabe der Teilnahmebescheinigungen und Zertifikate von institut berlin (für das Zertifikat der DeGPT/FV TP müssen Sie zusätzlich ein Aufbauseminar belegen, siehe unten)